Landgasthaus-zum-Schwarzbachtal feinschmecker

„Wie überlebt man in Nunu-Land*?“

Geo Saison, Mai 2005

Gut. Es hat inzwischen so viele Wanderzeichen, als hätte der Schwäbische Albverein die Patenschaft übernommen. Verloren geht hier keiner. Und reichlich Wirtschaften gibt es, von denen jede Soljanka verkauft. Diese Suppe ist die letzte Spur der sowjetischen Besatzung. Die Wirtschaften heißen alle »Erbgericht«. Wer's nicht glaubt, soll bei Google mal das Wort Erbgericht eingeben: nichts als Gasthäuser in Nunu-Land. Der Name kommt daher, weil ganz früher das Schankrecht an die niedrige Gerichtsbarkeit gebunden war. Von der Obrigkeit war das klug gedacht. Der Amtmann sagte, Leute, jetzt trinkt erstmal ein paar Bier zusammen, und nach dem dritten Glas hatten die bösen Nachbarn ihren Streit vergessen. Irre allerdings: Eines der Lokale hat den Namen »Schwarzbachtal«. Er ist so pittoresk, so reizend, so ... halt! Keine weiteren Synonyme, Schluss mit den ewig beschönigenden Adjektiven. Gib dem Kind einen Kasten mit Legosteinen und sag ihm, es soll den hübschesten Landgasthof bauen, den es sich in seiner Welt vorstellen kann. Und herauskommen wird das »Schwarzbachtal«, mit reichlich Fachwerk und vielen Gänsen und Bächlein und allem, was zu einem Landidyll gehört. Zu finden ist der Sprengel ziemlich einfach. Man muss nur dorthin fahren, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen, und dann noch ein paar Kilometer weiter. Die Wirtin hat es vom fernen Süden hierher verschlagen, ganz nah an der richtigen Schweiz ist sie groß geworden. Sie schabt Spätzle von Hand, zieht Kräuter im eigenen Garten, hat die Stube behaglich eingerichtet, die Weinkarte ist picobello, auch Vegetarier werden kulinarisch versorgt, die Betten sind zur Ruh aufgeschüttelt, zum lokalen Ziegenkäse gibt's selbst gemachte Paprika- und Tomatenkonfitüre, also praktisch: In diesem Gasthof speist und schläft der Fremde wie der König von Nunu-Land.

Ist dies der schönste Winkel in Deutschland? Nu, klar.

* Als NuNu-Land wird im gesamten Artikel der Teil Sachsens genannt, in dem man das JA durch ein NuNu (gewissermaßen einem JaJa) ersetzt wird. Dazu zählen Teile der Oberlausitz und der Sächsischen Schweiz. Beide Gebiete grenzen direkt aneinander. In neben stehender Karte ist der Bereich rötlich gekennzeichnet. Das NuNu-Land erstreckt sich dann noch ca. 30 km weiter nördlich und 30 km östlich.

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